Lipödem – Möglichkeiten der Therapie

Das Lipödem ist eine chronische Fettverteilungsstörung, die fast ausschliesslich Frauen betrifft. Typisch sind symmetrische Fettansammlungen an Beinen, Hüften oder Armen, die trotz gesunder Ernährung und Bewegung nicht verschwinden. Viele Betroffene beschreiben ein Spannungsgefühl, Druckempfindlichkeit oder Schmerzen – besonders nach längerem Stehen oder Sitzen.

Ich erlebe in meiner Arbeit immer wieder, wie belastend diese Beschwerden sein können – körperlich wie auch emotional. Gleichzeitig sehe ich aber auch, dass es viele gute Möglichkeiten gibt, die Symptome zu lindern und den Alltag deutlich angenehmer zu gestalten.

Konservative Therapie – die Basis jeder Behandlung

Die wichtigste und wirksamste Massnahme ist die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE). Sie besteht aus zwei Teilen:

Manuelle Lymphdrainage (MLD): Durch sanfte, rhythmische Handgriffe wird der Lymphfluss angeregt, Schwellungen nehmen ab und das Spannungsgefühl lässt nach.

Kompressionstherapie: Direkt danach wird eine flachgestrickte Kompressionsstrumpfhose oder -bandage angelegt, um das Ergebnis zu stabilisieren und die Lymphzirkulation zu unterstützen.

Kontinuität ist hier entscheidend – viele Patientinnen spüren bereits nach einigen Wochen eine deutliche Erleichterung.

Bewegung und Physiotherapie

Sanfte, regelmässige Bewegung wirkt sich positiv auf den Lymphfluss aus und hilft, Schmerzen zu reduzieren. Besonders gut eignen sich gelenkschonende Aktivitäten wie:

Schwimmen oder Aqua-Fitness

Radfahren oder Spinning

Nordic Walking

Gezielte physiotherapeutische Übungen zur Aktivierung der Muskelpumpe

Das Ziel ist, die Durchblutung zu fördern, das Gewebe zu stärken und die Beweglichkeit zu erhalten. Auch kleine, regelmässige Bewegungseinheiten im Alltag machen hier einen grossen Unterschied.

Hautpflege und Selbstfürsorge

Da die Haut bei Lipödem oft empfindlich reagiert, lohnt sich eine gute, regelmässige Pflege. Leichte, feuchtigkeitsspendende Lotionen, sanfte Massagen oder Lymphbürsten können helfen, das Gewebe geschmeidig zu halten und die Durchblutung zu verbessern.

Wichtig ist auch, auf den eigenen Körper zu hören und Überlastung zu vermeiden – Pausen, Wärme und bewusste Entspannung unterstützen das Wohlbefinden.

Ernährung als Unterstützung

Das Lipödem wird nicht durch falsche Ernährung verursacht, aber die richtige Ernährung kann Entzündungen im Körper reduzieren und das Gewebe entlasten. Empfehlenswert ist eine ausgewogene, entzündungshemmende Kost mit viel Gemüse, Eiweiss, gesunden Fetten und möglichst wenig Zucker oder stark verarbeiteten Produkten. Auch ausreichend Flüssigkeit ist wichtig für den Lymphfluss.

Liposuktion – wenn konservative Massnahmen nicht ausreichen

In manchen Fällen kann eine Liposuktion (Fettabsaugung) sinnvoll sein, um krankhaft verändertes Fettgewebe zu entfernen und Schmerzen zu verringern. Wichtig ist, dass der Eingriff von erfahrenen Fachärzt:innen durchgeführt wird und die konservative Therapie auch danach fortgesetzt wird. So lässt sich das Ergebnis langfristig stabilisieren.

Mein Fazit

Das Lipödem ist eine komplexe Erkrankung, aber mit der richtigen Therapie lässt sich viel erreichen. Entscheidend ist eine Kombination aus manueller Lymphdrainage, Kompression, gezielter Bewegung und liebevoller Selbstfürsorge. Jede Patientin ist anders – und genau das macht die Arbeit so individuell und spannend.

In meiner Praxis begleite ich Frauen mit Lipödem dabei, ihren Körper besser zu verstehen, die Beschwerden zu lindern und wieder mehr Leichtigkeit im Alltag zu finden.